Kriechtier-Mekka

Auf den ersten Blick erscheint die Chimaira Buchhandelsgesellschaft, seit 2004 in Frankfurt-Heddernheim angesiedelt, trotz des ungewöhnlichen Namens wie eine typische Stadtteilbuchhandlung – aktuelle Kinder- und Jugendbücher im Schaufenster, davor in zwei Auslagen eine bunte Mischung gebrauchter Bücher. Wenige Geschäfte in der Straßenzeile. Betritt man den freundlich eingerichteten Laden und schaut sich genauer um, bemerkt man jedoch rasch: hier existieren auch ein Antiquariat und eine Fachbuchhandlung für Herpetologie, sprich Kriechtierkunde, sowie Entomologie und Ichthylogie.

Wie kam es zu dieser Kombination? Firmengründer Andreas S. Brahm, ein in Frankfurt ausgebildeter Buchhändler, machte sich 1990 mit einem Buchladen in der Nähe des Frankfurter Zoos selbständig. Von Beginn an war ihm dabei die »Durchmischung von alt und neu« wichtig, die Verbindung von Antiquariat und Sortiment. Ein Laden sowieso: »Ein Ladengeschäft mit Öffnungszeiten vermittelt den Kunden eine gewisse Seriosität.« Aus persönlichem Interesse heraus entstand 1993 ein kleiner Katalog mit herpetologischen Titeln – die riesengroße Nachfrage überraschte ihn. Und die Idee zur Spezialisierung war geboren. Heute gibt es »auf der ganzen Welt kein vergleichbares Angebot«, erklärt der Sechzigjährige mit einem Augenzwinkern.

Seit 1995 verlegt Chimaira auch Fachbücher und Krimis, unter anderem die renommierten ›Frankfurter Beiträge zur Naturkunde‹ in der mittlerweile über 100 Titel erschienen sind. Verlag und Antiquariat befruchten sich gegenseitig: so schreibt ein Sammler etwa das Vorwort für einen Band der Edition oder man bringt ein gesuchtes wissenschaftliches Werk neu heraus. Während sich allgemeines Sortiment und Antiquariat (mit Frankfurt-Literatur und Insel-Bücherei) eher an die örtliche Kundschaft richten, sind die wissenschaftlich orientierten Interessenten für herpetologische Titel in ganz Deutschland und im Ausland zu finden. Ankäufe im Spezialgebiet stammen meist von Wissenschaftlern, die in den Ruhestand treten. Zuletzt wurde eine Sammlung aus der Schweiz übernommen, vor ein paar Jahren konnte man eine aus Argentinien gewinnen. ›Einkaufstouren‹ müsse man nicht unternehmen, so Brahm, Angebote kämen durch die hervorragende Vernetzung der Herpetologen oftmals von selbst. Oder Kunden geben gezielt Ankauftipps. Andererseits spreche sich schnell herum, wenn Chimaira etwas erworben habe. Das Telefon klingle manchmal schneller, als die Bücher aufgenommen werden könnten.

Der Umsatz verteilt sich zu etwa 30 Prozent auf das Antiquariat und 70 Prozent auf das Sortiment. 2008 hat man einen größeren Lagerraum mit Büro im Stadtteil Griesheim angemietet.

Unregelmässig erscheinen Kataloge und Prospekte – jeweils mit neuen und antiquarischen Titeln. Verteilt werden diese über die eigene Kundenkartei und an die rund 8.500 Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Auf Antiquariatsmessen war man bislang nicht vertreten, stattdessen wird das Programm auf wissenschaftlichen Tagungen und Terrarienbörsen präsentiert. Von Prag bis Porto, von Stockholm bis Neapel – abgedeckt wird »alles, was mit dem Auto geht«. Daheim sorgt dann die Dritte im Bunde, Brahms Tochter Natascha Louise (zweite Geschäftsführerin), die auch die Schaufenster und den Verkaufsraum gestaltet, für einen geöffneten Laden.

Und warum der Name »Chimaira«? Er sei international leicht aussprechbar, habe einen exotischen Klang und, ideal, um auf die vielen Facetten der Firma hinzuweisen. Bei den beiden ideenreichen Geschäftsführern kommt sicherlich die eine oder andere noch hinzu.

Matthias Glatthor


Chimaira Buchhandelsgesellschaft mbH

Heddernheimer Landstr. 20
60439 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten

Mo. - Fr. 9.00 bis 18.00 Uhr
Samstag 9.00 - 14.00 Uhr

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